Paulus musste die Gläubigen in Korinth nach den einleitenden Worten sogleich sehr gravierend tadeln. Sie waren nämlich – so war ihm berichtet worden – in verschiedene Gruppierungen gespalten:
1. Korinther 1,10-13: „10 Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung vollendet seiet. 11 Denn es ist mir über euch berichtet worden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, dass Streitigkeiten unter euch sind. 12 Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus. 13 Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?“
Es gab Streitigkeiten, und diese führten zu Spaltungen, wobei sich jede Gruppe auf vermeintliche Legitimierung durch Paulus, Kephas oder Apollos berief.
Eine Gruppe berief sich auf Christus. Das war die schlimmste der vier Spaltungen in Korinth! Diese Spaltungen hatten etwas mit den Begabungen zu tun. Paulus hatte als Evangelist in Korinth den Samen des Wortes gepflanzt. Apollos hatte als Bibellehrer „begossen“ (siehe 1. Korinther 3,6). Kephas, d.h. Petrus, diente als Hirte, gemäß der Berufung durch den Herrn. Dieser hatte ihm in Johannes 21,15-17 aufgetragen, die Schafe zu hüten und zu weiden.
Der große Fehler derer, die die Spaltungen betrieben, war dieser, dass sie die verschiedenen Gaben gegeneinander ausspielten. Das ist eine üble Sache, denn man darf nicht Evangelisation gegen Bibellehre ausspielen, genauso wenig Seelsorge gegen Bibellehre oder Evangelisation. Wir brauchen die Seelsorge und den Hirtendienst genau so sehr wie die Evangelisation und die Lehre. Das sind die Gaben, die der Herr Jesus selbst seiner Gemeinde gegeben hat:
Epheser 4,11-12: „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus.“
Die Gruppierung, die sagte: „Ich aber bin des Christus!“ drückte mit anderen Worten dadurch aus: „Wir brauchen weder den Bibellehrer, noch den Evangelisten; wir brauchen auch keine Hirten oder Seelsorge durch Menschen, denn wir haben alles in Christus!“ Das ist völlig verkehrt, denn sie vergessen, sich zu fragen, wer denn die Gaben gegeben hat. Es ist Christus selbst, wie das o.g. Zitat aus Epheser 4 deutlich macht. Er hat der Gemeinde Gaben gegeben, für die ihm Gemeinde dankbar sein darf. Diese „ich-aber-bin-des-Christus“-Einstellung ist eine besonders frömmlerische Haltung, die leider nicht so schnell als falsch erkannt wird wie die anderen; darum war sie auch gefährlicher.
